Unsere Kirche einst und jetzt...

 

Die Geschichte der St. Nicolaikirche ist ebenso wie die des Ortes eng mit der Burg Klettenberg verbunden. Sie steht auf dem Burgberg, westlich der höchsten Erhebung, dem sog. „Tempel“, auf dem einst die Burg erbaut war. Nördlich der Kirche lag der s.g. Schloßgarten, der heute als Kirschberg bezeichnet wird. Die Namensgebung ist eigentlich falsch, denn ursprünglich war es die St. Georgii Kirche. Nach der Grenzöffnung wurde sie aus Unwissenheit in St. Nicolaikirche umbenannt.

Die Kirche ist 27 m lang, 12 m breit und der Westgiebel hat eine Höhe von ca. 15 m. Auf jeder Seite befinden sich 4 Rundbogenfenster, ehemals mit Bleiverglasung. Die vier Eingänge wurden früher in folgender Weise genutzt:

  • A) Der Eingang Aller auf der Burgstraße,
  • B) Der Eingang auf der Nordseite für den Prediger,
  • C) Der nördliche Eingang am Ostgiebel für das Amt und den Prediger sowie
  • D) Der südliche Eingang am Ostgiebel für den Stand des großen Schellerschen Gutes (heute: Sitz des Gemeinde Hohenstein).

Am Ostgiebel, außerhalb der Kirche befand sich das unterirdische, gräfliche Begräbnisgewölbe von 6 x 6 m. Sein Eingang ist in der Kirche hinter dem Altar. Von den gräflichen Leichen, die 1702 hierher gebracht wurden, ist heute nichts mehr zu sehen. Einen Turm hat die Kirche nicht. In dem abseits stehenden Glockenstuhl ist Platz für zwei Glocken. Heute ist nur noch eine aus Eisen vorhanden.

An der Kanzeltür stand in lateinischer Schrift geschrieben:

AD HONOREM DEI EIUSQUE CULTUM UT ET CHRISTI HUIUS LOCI GREGIS COMMODUM PROMOVENDUM ALTARE HOC EXTRUENDUM CURAVERE GEORGIUS SPANGENBERG BLAN COBURG.(ENSIS) t.t. PASTOR Clettenberg.(ensis), Brant (erodensis) et Neuenhoff.(ensis) EIUSQUE CONIUX DOROTHEA CATARINA REV: (ERENDI) D(OMI) N(I) JACOBI GEORGII NESENI ADIUNCTI QUONDAM ET PASTORIS ECCLESIAE WALKENR.(IENDENSIS) BENE MERITI FILIA ANNO MDCCVI DIE X JULII.
Gott Bewahr meinen eingang u: ausgang

Um das Wohl der Gemeinde dieses Orts zu befördern, haben zur Ehre Gottes und zu seinem Dienste ebenso wie zu der Christi die Errichtung dieses Altares besorgen lassen Georg Spangenberg aus Blankenburg, derzeitiger Pastor zu Klettenberg, Branderode und Neuhof sowie dessen Gemahlin Dorothea Catharina, die Tochter des Ehrwürdigen Herrn Jacob Georg Nesen, des früheren Adjunkten und wohlverdienten Pastoren der Gemeinde Walkenried, im Jahre 1706 am Tage des 10. Juli.

Diese Inschrift ist noch im Orginal erhalten und soll bei der Restaurierung der Altarwand wieder ihren angestammten Platz erhalten.

Die Patronatsstühle der Kirche

Die Schloßkirche hatte 4 Patronatsstühle, die gemäß Chronik wie folgt belegt waren:

  • a) Der des großen Schellerschen Gutes für Herrschaft und Domäne.
  • b) Der des kleinen Schellerschen Gutes, links von der Kanzel (Südseite) auf der Empore.
  • c) Die des W. Hesse vormals von Hochworsten Gutes.
  • d) Der im Schiff der Kirche an der Nordseite zu ebener Erde angelegte Stuhl der Familien Tolle, Weinrich, Amme.

Aus der Chronik geht hervor, daß die Stühle a) und c) sowie der des Predigers bei Einweihung der Orgel auf Kosten der Inhaber und durch dieselben mit weißen Gardinen versehen wurden. Auch wurden zu diesem Anlaß alle anderen Stühle neu angestrichen und die Kirche geweißt.

Die Orgeln der Kirche

Die Kirche hatte zunächst keine Orgel. Erst im Jahre 1656 schenkte der damals regierende Graf Johann von Sayn- Wittgen- u. Hohenstein ein Positiv. Da zu dieser Zeit die Mittel zur Besoldung des Organisten fehlten, wurde festgelegt, das jedes Haus jährlich 4 Groschen Organistengeld zu zahlen hatte. Im Jahre 1718 wurde das Orgelpositiv repariert.

1833 wurde die alte Orgel durch eine neue ersetzt. Friedrich Wilhelm III., damaliger Landesherr, stiftete 400 Thaler für den Neubau der Orgel. Die Gemeindemitglieder stifteten 132 Thaler 15 Gr. und der Gemeinderat übernahm einen Betrag von 53 Thalern 15 Gr. Sie wurde von dem Orgelbauer Christian Friedrich Knauf aus Groß Tebra bei Gotha erbaut. Die Orgel hatte 3 Bälge, zwei Manuale und Pedal (19 Registern mit 739 Pfeifen). Heute ist die Orgel, bedingt durch den Verfall der Kirche, völlig zerstört.

Zurzeit wird für Gottesdienste eine elektronische Orgel verwendet.

Die Finanzierung der Schloßkirche vor 350 Jahren

Aus der Kirchenchronik von Pfarrer Wernicke (1837) geht die Finanzierung des Neubaus nur teilweise hervor, da zu seiner Zeit nicht mehr alle Unterlagen zur Verfügung standen. Demgemäß spendete Oberst von Berkefeld 52 Reichsthaler. Hans Kassler, Andreas Thomeyer und Hans Spangenberg brachten durch Kollekten in und außerhalb des Ortes 105 Reichsthaler und 6 Gr. zusammen. Die Kosten welche durch diese Kollekte nicht gedeckt wurden, zahlte die Kirchenkasse. Ebenso mußten - so der Chronist - für den Neubau auch alle Kapitalien aufgebraucht werden. Zur damaligen Zeit erhielt ein Handwerker pro Tag 69 Pfennige Tagelohn. Gemäß Chronik schenkten zum Neubau der Kirche:

der damals regierende Graf Gustav 50 Th
seine Gemahlin Anna Helene 25 Th
die junge Gräfin Louise 12 Th
der gräfliche Hofmeister 10 Th
der gräfliche Kanzler Joh. Hr. Rippel 10 Th
Hof „Canzlei“ Cons. Rath de Geoges 10 Th
Amtmann Weiland 10 Th
Kammerschreiber Philipp Weber 10 Th
Guardian Otto Christoph Ravensberg 12 Th
Conrad Fischer 15 Th
Consist. Rath Teffanus 12 Th
Herr von Kampe 10 Th
Gastwirth Otto 6 Th
Herrnmüller Nicolaus 2 Th
Haus Heinrich auf der Münze 2 ggr
Summe: 194 Th. 2 ggr.

Diese Aufstellung zeigt uns, daß auch in früherer Zeit Kirchbauten aus Spendengeldern finanziert werden mußten.

 

Zur Geschichte

1506 Die Dorfgemeinde hatte früher eine eigene Kirche (Beatae Mariae Virginis), die im Archidiaconatsregister von 1506 aufgeführt ist.
1647 Der Bau der Schloßkirche begann unter Leitung des Schloßpredigers Urbani, der durch den damaligen Amtsinhaber Oberst von Berkefeld unterstützt wurde. Sie wurde an Stelle der alten gräflichen Schloßkapelle erbaut, da diese baufällig geworden war. Der genaue Standort dieser Kapelle ist nicht bekannt. Zu vermuten ist, daß die neue Kirche an gleicher Stelle erbaut wurde wie die Kapelle.
1697 Kommt Georg Spangenberg als Hofprediger nach Klettenberg, der den Kirchbau vollendet. Sein Sohn, August Gottlieb Spangenberg, wurde über die Landesgrenzen hinaus berühmt. Ab 1744 war er Bischof der Brüdergemeinde und gründete bei seinen Missionsreisen viele Siedlungen in Nordamerika (u.a. die Städte Bethlehem und Nazareth an der Ostküste).
1704 Ausbau der Kirche. Auf dem Aufsatz des Altars, der die Kanzel umschließt, standen Holzfiguren der 4 Evangelisten und der Apostel Petrus und Paulus. Alle Figuren sind noch vorhanden, müssen aber restauriert werden.
1706 Einweihung der Schloßkirche am 1.Weihnachtstag, die aber noch nicht fertiggestellt war. In diesem Jahr verband sich die Dorfgemeinde mit der Schloßgemeinde.
1708 16. Oktober fand die erste nachgewiesene Amtshandlung statt: Hochzeit des Herrn Hans Lorenz Ernst.
1718 wurde der so genannte bemalte Himmel der Kirche, die Kirchenstühle der Burgstraße erbauet und das Positiv (1. Orgel) repariert.
1837 Pfarrer August Friedrich Gottfried Wernicke verfaßt die Kirchenchronik, in der die Orts- und Kirchengeschichte sehr detailiert beschrieben wird. In dieser Chronik bezeichnet Pf. Wernicke unsere Kirche als St. Georgii Kirche.
1931

Grundlegende Instandsetzung der Kirche:

  • Das Dach wurde neu eingedeckt und mit einem Kreuz versehen
  • Die Nordwestecke wurde mit Beton unterfangen und neu aufgemauert
  • Die Innenwände wurden mit Ziegelsteinen verblendet
  • Zwei Eichenpfeiler wurden neu fundamentiert
    Bei diesen Arbeiten kommt ein mittelalterlicher Taufstein zum Vorschein. Dieser wurde nach Aufgabe der Kirche an die Frauenbergkirche in Nordhausen verkauft.
  • Die Orgel wurde repariert und erhielt neue Prospektpfeifen
  • Der Pfarrstuhl und der ‘‘Müllerstuhl“ wurden entfernt. Ebenso die beiden Lauben neben der Kanzel.
  • Der Haupteingang mit einer neuen Tür wurde erneuert
1932 Am 1. Advent wird die Kirche mit einem Fest neu geweiht.
1975 Bedingt durch die Randlage in der Sperrzone wird die Kirche aufgegeben. Sie wurde seit dieser Zeit als Ruine ausgewiesen.
1990 Die Kirche ist dem Verfall preisgegeben! Große Teile der tragenden Holzkonstruktion sind zerstört und das Dach drohte einzustürzen. Durch Initiative der Denkmalschutzbehörde wird die Kirche als Förderschwerpunkt im Kreis Nordhausen ausgewiesen. Beginn der ersten Sicherungsmaßnahmen zum Erhalt der Kirche.
1993 Gründung des Fördervereins St. Nicolaikirche Klettenberg e.V. mit dem Ziel des Wiederaufbaus und der Restaurierung.
1997

Für den Wiederaufbau wurden mit öffentlichen Mitteln der Denkamalpflege bereits folgende Arbeiten durchgeführt:

  • Die tragende Holzkonstruktion und den Dachstuhl repariert.
  • Das Dach neu eingedeckt.
  • Den Westgiebel neu behängt.
  • Den Giebel auf der Ostseite neu verkleidet.
1998 wird das Tonnengewölbe fast vollständig erneuert.
1999 werden alle Fenster erneuert. Die Kirche wird nun in der Sommerzeit wieder regelmäßig für Gottesdienste genuzt.
2001 Die Kirche erhält wieder einen Stromanschluß. Auf der Westseite wurde eine Schwammbekämpfung durchgeführt, der Stützpfeiler in Eigenleistung saniert und mit einem Schutzdach versehen.
2002 Durch den Verkauf des Pfarrhauses steht der Gemeinde zukünftig kein Raum zur Verfügung. Es ist geplant, auf der Empore einen beheizten Gemeinderaum einzubauen, der dann auch für kulturelle Zwecke genuzt werden kann.
2002 Zum Denkmalstag kommt Bischof Axel Noak und predigt in der Kirche. Am 1. Advent findet zum ersten mal ein Weihnachtskonzert mit dem Kinderchor der staatl. Regelschule Ellrich statt.
2003 Beschluß des Gemeindekirchenrates und des Fördervereins, auf der Westempore einen beheizbaren Gemeinderaum zu bauen.
2004 Putz der westlichen Giebelwand (innen) und Sanierung der Orgelempore als Vorbereitung zum Bau des Gemeinderaums.
2005 Einbau des Gemeinderaumes auf der Orgelempore. Der Entwurf stammt von Architekt Manfred Friedrich, Auleben
2006 Der Fußboden auf der Nordempore wird in Eigenleistung erneuert. 7 Altarfiguren kommen wieder an ihre angestammten Plätze.
2008 Der Fußboden im Altarbereich wird in Eigenleistung erneuert. Sanierung des Mauerwerks an der Nordostecke mit Trockenlegung der Grundmauern.
2008 Die Gruft wird durch Mithilfe der Feuerwehrjugend von Schutt und Unrat geräumt (ca. 30t). Die Fußböden rechts und links des Altars werden eingebaut. Abdichtung der Fundamente (NO-Ecke) mit Ton-Sand-Gemisch.
2009 Die Fenster der Südseite werden mit Faschen eingefaßt und gestrichen
2010 Die Fenster der Nordseite werden mit Faschen eingefaßt und gestrichen. Abdichtung der Fundamente (SO-Ecke) mit Ton-Sand-Gemisch.
2015 Reparatur der südl. Außenmauer unterhalb des westlichen Fensters. Die nördliche Wand wird unterhalb der Empore verputzt.
2016 Abdichtung des Fundaments am Ostgiebel einschließlich der Gruft mit Ton-SandGemisch.
2018 Sanierung des Westgiebels (Mauerwerk außen) und Montage eines Schutzdaches. Diese Arbeiten ziehen sich auf Grund der Witterung bis Anfang 2019 hin.
2019 Durch einen Sturmschaden bedingt werden am Ostgiebel die Windfedern erneuert und bei der Gelegenheit ein Schutzdach als Mauerabdeckung angebracht sowie die Holzverkleidung gestrichen
2020 Bau eines behindertengerechten Zugangs zur Kirche (Rampe) mit finanzieller Unterstützung aus EU-Mitteln.

Anmerkung:

In der Chronik, die einst von Pf. Wernicke 1837 begonnen wurde, sind weitere Reparaturund Umbauarbeiten vermerkt, die hier im einzelnen nicht aufgelistet wurden. Unsere Kirche ist nicht nur ein erhaltenswertes historisches Bauwerk, sondern sie dient als Gotteshaus auch dem Gemeinwohl aller! Zur Restaurierung des Innenraumes und der historischen Altarwand fehlen jedoch noch erhebliche Mittel. Jeder kann durch seine Spende zum Erhalt und Wiederaufbau unserer Kirche beitragen.

Besichtigung der Kirche nach Vereinbarung bei:

Karl Schmidt
Tel: 05334 - 6167
Mail:

oder

Fam. Berkel
Tel: 036336 - 56657

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