Georg und August Gottlieb Spangenberg
Einleitung
Wenige Einwohner wissen, daß um 1700 in Klettenberg eine bedeutende Familie ansässig war. Es handelt sich um den damaligen Pfarrer Georg Spangenberg, der sich um den Ausbau des 1647 begonnenen Neubaus der Schloßkirche verdient gemacht hat. Über die Landesgrenzen hinaus berühmt geworden, ist jedoch sein Sohn, August Gottlieb Spangenberg. Zum Gedenken an diese beiden Männer soll daher ihr Lebensweg aufgezeichnet werden.
Georg Spangenberg
wurde am 2. Februar 1665 in Blankenburg am Harz geboren. Sein Vater und auch der Großvater waren hier Schwarzfärber.
Mit 25 Jahren tritt er den Schuldienst an. 1697 kommt er als Nachfolger für den Hofprediger Johan Caspar Mehler nach Klettenberg. Dieser war am 14. Okt. 1696 im Kreisloch ertrunken.
Er heiratete Dorothea Katharina Nesenus, Tochter des Walkenrieder Stiftspredigers Johan Jacob Nesenus. Die Ehe war mit 5 Kindern gesegnet (Jacob Georg *15.4.1699, Johan Friedrich *15.4.1700, Georg Philipp *22.12.1702 und August Gottlieb *16.7.1704). Das letzte Kind verstarb im ersten Lebensjahr.
Eine seiner Lebensaufgaben bestand darin, sich um bedürftige Menschen zu kümmern. Im Jahre 1700 gründete er in Bleicherode eine Stiftung für die Prediger-Witwen und Kinder in der Grafschaft Hohnstein. Diese wurde am 1. März 1700 durch Friedrich III. in Berlin bestätigt. Ziel dieser Stiftung war es, die Witwen der Prediger sowie deren Kinder vor einer Verarmung zu bewahren. Diese Kassen können als Vorläufer der privaten Rentenkassen betrachtet werden.
Zur Zeit der Sayn-Wittgensteiner hatte er den Titel "Hofprediger". Dieser Titel wurde abgeschafft, als die Grafschaft 1699 zu Brandenburg kam.
Ein weiterer Verdienst Georg Spangenbergs war es, die inzwischen verfallene Schloßkirche (Baubegin: 1647) wieder aufzubauen. Dieser Verdienst wurde durch eine Holztafel, die an der Kanzeltür angebracht war, gewürdigt. Auf ihr stand in lateinischer Schrift geschrieben:
Ad honorem dei, feraque cultum ut et Christi huius loci gregis commodum premovendum altare hoc extruendum caravere Georgius Spangenberg Blankenburgensis t.t. Pastoris Clettenbergis Brant et Neuhoff ejusque conjux Dorothea Catharina Revid Domm. Jacobi Georgii Neremi pinkti quondamm et pastoris eccl. Walkenridensis bene merita filio anno M.D.C.C.V.I. die 10. Julii.
Die Altarwand war mit zahlreichen Holzfiguren geschmückt (die vier Evangelisten sowie den Aposteln Petrus und Paulus). Ebenso wurde der alte Taufstein in den Altar eingemauert. Diesen fand man bei der Renovierung 1931 wieder. Heute befindet sich dieser Taufstein in der Frauenberger Kirche zu Nordhausen.
Die Einweihung der Kirche fand am 1. Weihnachtsfeiertag 1706 statt. Am 27.10.1707 mußte Georg Spangenberg jedoch den Trauergottesdienst für sein Söhnchen in der neuen Kirche halten. Seine Frau Dorothea Katharina verstarb am 10.4.1708; sie wurde in der Kirche beigesetzt.
Im Jahre 1707 kam es zum Streit über ein Gesangbuch, das der Pfarrer Damius aus Ellrich in der Grafschaft herausgebracht hatte.
Am 7. November 1709 heiratete Georg Spangenberg seine zweite Frau Christine Charlotte geb. Böhmer.
Im Alter von 48 Jahren verstarb Georg Spangenberg am 15. Oktober 1713. Seine Frau zog nach Hannover, während die Kinder vorübergehend bei Verwandten in Branderode unterkamen. 1717 folgte auch der jüngste Sohn August Gottlieb seinen Brüdern in das Gymnasium zu Ilfeld wo er seine Ausbildung begann.
August Gottlieb Spangenberg
wurde am 16. Juli 1704 als vierter Sohn des Georg Spangenberg in Klettenberg geboren. Seine Ausbildung begann er 1717 im Gymnasium zu Ilfeld. Am 30.6.1722 immatrikulierte er sich, wie schon seine älteren Brüder, in der Universität zu Jena.
Im Jahre 1727 hatte Spangenberg die erste Berührung mit den Herrnhutern, einer protestantischen Brüdergemeinde, deren Grundlage ein ernsthaftes, frommes und arbeitssames Leben ist.
Die Magisterwürde erlangte er 1729 im Alter von 25 Jahren. Im Jahre 1732 folgte er einer Berufung an das Waisenhaus in Halle. Der Begründer Francke war ihm bereits aus Briefen seines Vaters bekannt. Durch die Verbindung zu den Herrnhutern wurde er jedoch 1733 aus Halle vertrieben.
In den folgenden Jahren widmete sich Spangenberg ganz seinen missionarischen Aufgaben, die er mit dem Bischof der Brüdergemeinde, Nikolaus Ludwig Graf von Zinzendorf abstimmte. Seine Reisen führten ihn 1733 nach Kopenhagen. Danach nach Württenberg, Amsterdam und London.
Im Jahre 1735 reiste er nach Nordamerika, wo er in Georgien und Pennsylvanien Siedlungen gründete und unter den Indianern missionierte. Die beiden Orte Bethlehem und Nazareth bei Philadelphia zeugen noch heute von dieser Mission. 1739 kehrte Spangenberg nach Europa zurück und heiratete am 4. März. Seine Reisen führten ihn wieder nach Holland und England sowie nach Schlesien.
Am 15. Juni 1744 berief die Brüder-Unität Spangenberg zum Bischof und 1762, nach Nikolaus Ludwig von Zinzendorfs Tod, wurde er dessen Nachfolger. Kurz darauf reiste er nochmals für 5 Jahre nach Amerika. Seine Frau starb 1751. Ein halbes Jahr später reiste er zum dritten Mal für 2 Jahre nach Amerika. Danach war er wieder in London, von wo aus er abermals nach Amerika reiste. Er heiratete ein zweites Mal.
1760 starb Graf von Zinzendorf. 1762 kehrte Spangenberg nach Herrnhut zurück und blieb von nun an in Europa. Unentwegt war er in der Verbreitung seines Glaubens tätig. Er schrieb Bücher und machte nur noch kleine Reisen. Noch als 75jähriger unternahm er Visitationsreisen. Im Jahre 1789 starb seine zweite Frau. Noch im Alter von 87 Jahren regte er die Mission in Afrika an.
Am 18. September 1792 starb August Gottlieb Spangenberg im Alter von 88 Jahren in Berthelsdorf und wurde auf dem Gottesacker beigesetzt. Sein Grabmal ist bis heute erhalten (Bild). Der von ihm unterstützte Ort Bethlehem (Pennsylvania, USA) ist heute eine Stadt mit 75.000 Einwohnern. Ebenso erfreut sich die Brüdergemeinde in Herrnhut regen Lebens.
Neben vielen Kirchenliedern verfaßte Spangenberg auch viele Bücher und Schriften. Hervorzuheben ist die mehrbändige Lebensgeschichte seines Vorbildes und Vorgängers Graf von Zinzendorf.
Quelle: Beiträge zur Heimatkunde aus Stadt und Kreis Nordhausen (Heft 22/1997)
August Gottlieb Spangenberg (Wikipedia) |
Grabstein von August Gottlieb Spangenberg auf dem Herrnhuter Gottesacker |
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